Es war einmal vor langer, langer Zeit... Im Juli 2015 reiste ich, Melina, auf die tropische Insel Bali in Indonesien. Geplant war ursprünglich ein abenteuerlicher einmonatiger Backpacking Trip, doch daraus wurde letztendlich die größte Liebesgeschichte meines Lebens.
Wie Nani in mein Leben kam
Nur 3 Tage nach meiner Ankunft auf der kleinen Insel fand ich ein kleines Hundemädchen am Rande eines Reisfeldes. Eigentlich wollte ich zum Sonnenuntergang den Vulkan Mount Batur, in der Nähe von Ubud besteigen, aber das Leben hatte einen anderen Plan für mich. Ich fuhr auf meinem Roller, als ich diesen kleinen getigerten Welpen entdeckte, der gerade dabei war in eine Senke zu klettern und offensichtlich auf der Suche nach Nahrung war. Ich stoppte also meinen Roller, lockte das kleine Hundemädchen von der Senke weg und setzte mich zu ihr auf den Boden. Zum Glück hatte ich eine Flasche Wasser dabei und die kleine Maus kam sofort freundlich auf mich zu und begann durstig zu trinken. Als sie fertig war, spielte sie mit meinem Rollerschlüssel und kletterte mir immer wieder auf den Schoß.
Ich bin ganz ehrlich: Damals war es nicht mein Plan einen Hund mit nach Hause zu nehmen. Ich war 21, ganz alleine am anderen Ende der Welt und wohnte noch bei meinen beiden Eltern, die zu diesem Zeitpunkt sehr krank waren, zusammen mit unseren 3 großen Hunden. Zuerst verabschiedete ich mich von ihr, stieg auf meinen Roller und begann langsam loszufahren, doch als dieser kleine Babyhund mit einem unfassbaren Tempo anfing mir nachzulaufen, habe ich sofort gestoppt. Ich war keine 20m weit gekommen und als mein Roller zum Stehen kam, sprang dieser Welpe sofort in meinen Fußraum und schlief ein. Ich fragte jeden Menschen den ich fand, ob sie diesen Hund kennen und bekam letztendlich die traurige Geschichte so vieler Bali Dogs zu hören: 2 Tage zuvor stoppte ein Auto an der Straße, öffnete die Tür und setzte sie aus. Aus Angst vor Tollwut, wollte sie niemand aufnehmen und man bat mich sie mitzunehmen, da eine Tollwut-Präventativmaßnahme (Culling) anstand. Dies hätte ihren sicheren Tod bedeutet.
Ich rief meine Mutter sofort an und sagte ihr, dass ich einen ausgesetzten Welpen gefunden hätte und jetzt erstmal schauen würde, ob ich sie bei einer Animal Rescue Organisation unterbringen könne. Als nächstes leerte ich den gesamten Inhalt meines Rucksackes in eine Plastiktüte, setzte den kleinen Welpen in meinen Rucksack und begann loszufahren. Auf dem Rückweg zu meiner Unterkunft stoppte ich noch an diversen Märkten und Shops und mit viel Mühe gelang es mir dann Halsband, Leine, Futter und Hundeshampoo zu finden. Im nächsten Schritt schmuggelte ich sie regelrecht in mein Zimmer.
Nani - ja da war sie nun. Diese kleine, freche, getigerte Hündin die mir sofort mein Herz stahl. Ich setzte mich mit ihr unter die Dusche, machte sie sauber und gab ihr dann eine Schale zu essen. Ich weiß noch ganz genau, wie ich sie in ein Handtuch einwickelte, sie aufs Bett hob und auf meiner Brust ablegte. Keine Minute verging und Nani schleckte mir das gesamte Gesicht ab. Ich konnte sie gar nicht davon abhalten mir immer mehr Küsse zu geben und bin der festen Überzeugung, dass es ihre Art war "Danke" zu sagen.
Mit einem mulmigen Bauchgefühl machte ich mich am nächsten Tag auf zur Tierschutzorganisation BAWA, doch schon als ich dort ankam, war mir klar, dass es keine Option ist sie dort zu lassen. Mein Herz blutete bei dem Gedanken. Also half man mir eine hundefreundliche Unterkunft zu finden und von dort an begann der Prozess Nani's Einreise nach Deutschland zu planen.
Vom Bali Dog zur Kölnerin
Wie macht man das? Einen Hund von Bali nach Deutschland bringen ist nämlich alles andere als einfach. Zu mindest war es das zu diesem Zeitpunkt noch, denn der einfache Informationsaustausch durch soziale Medien, war 2015 noch nicht so wie heute und Bali war auch noch nicht die Insel der Digital Nomads. Die erste Antwort war zerschmetternd: "Es geht nicht. Du kannst keinen Hund aus Bali ausführen." - Naja ich fasse mich in diesem Schritt einmal kurz: Es geht! Ja es war teuer, hat mich viele Nerven und Tränen gekostet und die Informationen zu erhalten, war auch alles andere als leicht. Aber es geht. Fakt ist, dass Nani erst knapp 12 Wochen alt war, als ich sie fand und demnach noch zu klein um überhaupt auszureisen, denn das ist erst mit 6 Monaten möglich. Sie erhielt alle Impfungen und bekam einen Microchip, allerdings ist ebenfalls ein Bluttest notwendig, der erst einen Monat nach der Tollwutimpfung gemacht werden kann. Ab dem Tag der Blutabnahme beginnt dann die sogenannte Quarantänezeit, die 3 Monate dauert und während der der Hund das Land nicht verlassen darf. Es war also relativ schnell klar, dass Nani noch eine Zeit auf Bali verbringen müsste, bevor sie nach Deutschland kommen dürfte. Aus familiären Gründen konnte ich leider keine 3 Monate bleiben, also organisierte ich die bestmögliche Lösung und fand einen Platz in einer Hundepension für sie, in die sie ab dem Tag meiner Abreise einzog.
Während ich mit ihr auf Bali war, bereisten wir ein paar der Orte, die ich so gerne sehen wollte und verbrachten viel Zeit am Meer. Jeder Tag mit Nani war ein großes Abenteuer und meine Liebe für sie wuchs immer weiter. Als ich mich von ihr verabschieden musste, wenn auf nur für eine begrenzte Zeit, ließ ich ein Stück meiner Seele auf der Insel zurück.
Die Ankunft in Deutschland
Nani wurde zum Zeitpunkt ihrer Ausreise von meiner Mama in Jakarta abgeholt, da ich wegen Klausuren in der Uni nicht fliegen konnte und wir keine weitere Woche vergehen lassen wollten, bis sie endlich zu uns kann. Nani war leider schon über 8kg schwer und dementsprechend zu groß um in der Kabine mitzufliegen. Ich buchte die bestmögliche Flugverbindung für die beiden und fuhr am Tag der Ankunft mit meiner Schwester zusammen zum Flughafen in Amsterdam, um Nani und meine Mama in Empfang zu nehmen. Sie war etwas groggy als sie aus ihrer Flugbox kam und um ehrlich zu sein, habe ich nicht erwartet, dass sie mich sofort wiedererkennt, aber als wir dann im Auto saßen und ich sie in eine Decke wickelte und auf den Schoß nahm, war da dieser Moment - ganz genau wie damals: Ihre Augen wurden plötzlich ganz groß, ihre Pfoten waren auf meine Schulter gestemmt und sie begann wieder mich über das ganze Gesicht abzuschlecken. Da war mir klar, dass sie mich nicht vergessen hatte.
Nani musste sich erstmal langsam in das Rudel integrieren, was aber glücklicherweise relativ schnell geklappt hat. Den Alltag in Deutschland hat sie super schnell, richtig toll gemeistert.
Das ist der Beginn unserer Geschichte. Seitdem sind 8 Jahre vergangen. 8 Jahre in denen wir durch viele Höhen, Tiefen und Veränderungen gegangen sind. 8 Jahre in denen wir beide absolut unzertrennlich waren. Im August 2022 hatte Nani einen Ehrlichiose Ausbruch (Zeckenerkrankung). Der Blutparasit wurde bei vorherigen Blutuntersuchungen leider nie entdeckt, da er inaktiv war und so passierte es, dass Nani von einem Tag auf den nächsten erblindete. Und auch diese Lebensumstellung hat uns beide nur noch enger werden lassen: Nani überlebte die Krankheit und lebt mit genau der gleichen Lebensfreude, wie schon vor ihrer Erblindung...und so geht unsere Geschichte jetzt weiter.
